Klaus Schmetz

In Gesellschaft

07.06.1998 — 11.07.1998

In gotischer Gesellschaft lautet der Titel einer Ausstellung, die von April bis Juli 1998 im Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen gezeigt wird. Ein niederländischer Privatsammler öffnet uns sein Haus und zeigt einer Öffentlichkeit die Schätze mittelalterlicher Kunst, mit denen er sich daheim umgibt. Kunstwerke können zur Gesellschaft werden, zu guten Freunden, mit denen man lebt und zu denen sich bisweilen ein Verhältnis entwickelt, das durchaus obsessive Züge zeigt. Figuren, die auf stupende Weise zur Gesellschaft werden. Aus mächtigen Baumstämmen schlägt er in meisterlicher Handfertigkeit lebensgroße Menschenbilder. Formal reicht die Ausfertigung von grober Bossierung mit der Kettensäge, über die feinere Behandlung mit dem Hohleisen, bis hin zur Politur und zur farbigen Fassung. Bisweilen kommt es zu Materialassemblagen, etwa, wenn ein Baustellenhelm, in Stein nachgehauen, aufgesetzt, oder ein Mantel, in Metall, angezogen wird.

Nie bleibt ein Zweifel, dass es sich bei den Gestalten um hölzerne Skulpturen handelt. Ein Stück Baumstamm wird als Plinthe stehen gelassen, durch die lange Lagerung im Freien entstanden tiefe Risse, die Oberfläche zeigt Patina und Moos. Dennoch strahlen die Arbeiten von Klaus Schmetz eine Wirkung aus, die dem überraschungsträchtigen Verismus eines Duane Hanson nahekommt. Die Figur eines sinnenden Mannes, die Hände in den Hosentaschen versenkt, die nun schon seit drei Monaten im Museum verweilt, irritiert noch immer und immer wieder.

Wie mag solch ein Zauber zustande kommen. Klaus Schmetz beobachtet seine Mitmenschen, seine Gesellschaft sehr genau. In vielen Zeichnungen und Aquarellen studiert er Eigenheiten und Gewohnheiten, Mimik und Gestik seiner Motive, um ein Kondensat der physischen und psychischen Befindlichkeit festzuhalten. Der Gantenbein des Max Frisch muss immer wieder feststellen, dass man ihm den Blinden auch dann abnimmt, wenn er in der Zeitung blättert. Der Schauspieler, der ein Beinleiden zeigt, wirkt dann am überzeugendsten, wenn er nur gelegentlich humpelt. Und so deriviert Klaus Schmetz eben nur einen kleinen Ausschnitt einer Persönlichkeit in seine Skulpturen hinein.

Die nachdenkliche Senkung eines Hauptes, eine aggressive Camera im Anschlag, die Demonstration eines Oberschenkels oder in die Hüften gestemmte Arme können viel mehr von einem Menschen zeigen, als photographischer Realismus mit echtem Haar und Fliege auf dem Knie. Die Menschenbilder des Klaus Schmetz sind in ihrem unbekümmerten Auftritt in keiner Weise entrückt, sie sind Teil unsere Gesellschaft. Ungeachtet der Tatsache, dass sie immer Porträtcharakter haben, sind die Skulpturen Mitwelt, Umfeld.

Einige Vorbilder sind zwar Charaktere der Aachener Kunstszene, Maria etwa mit der prächtigen Mähne, die meisten allerdings sind in einer Form Originale, wie sie sich in der linksrheinischen Provinz eben befinden: Geprägt von skeptischem Mutterwitz, selbstbewusst auch in der Wohnküche und nie um einen flotten Spruch in Aachener Platt verlegen. Diese Gesellschaft im Suermondt-Ludwig-Museum zu haben, ist ein Teil Aachener Kunstgeschichte, mit dieser Gesellschaft in die Schweiz zu reisen, das kann nur neue Wege öffnen.

Ulrich Schneider 

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.

Öffnungszeiten

Während der Ausstellungen:

Freitag: 17 – 19 Uhr
Samstag und Sonntag: 13 – 17 Uhr

Eintritt frei.

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